Wie andernorts die Alligatorsichtungen im Baggersee, ist in Aalen die Umbenennung der Erwin-Rommel-Strasse wohl ein beliebtes Sommerlochthema. Wie aus einer Aalener Tageszeitung zu erfahren war, soll dies jetzt auf Wunsch und Anregung eines (!) Mitarbeiters aus der Friedensarbeit geschehen. Eines solch tapferen Mitarbeiters, dass er anonym bleiben will oder soll. Dafür hat dieser Wunsch einen Sympathisanten und ein Sprachrohr gefunden in einem wortgewaltigen DGB-Vorsitzenden, dem es zur Zeit wohl an besseren Profilierungsthemen mangelt. Und der hat sich vermutlich an seinen Parteigenossen, den OB, gewandt und so schliesst sich der Kreis auf wundersame und logische Art und Weise. Der neue Gemeinderat 2019 soll jetzt diese Umbenennung vornehmen.
Rommel war bzw. ist möglicherweise immer noch Ehrenbürger der Stadt Aalen. Auch das müsste dann ggf. mit vielem Trara und TamTam drumherum zurückgenommen und aberkannt werden. An den beiden Gebäuden, in denen Teile der Familie Rommel in Aalen residierten, in der Wilhelm-Zapfstr. und der Eberhardstrasse, heute Curfeßstrasse, wurden bereits die bronzenen Hinweistafeln längst entweder von der Stadt entfernt oder von links-rot-grünen „Friedensaktivisten“ abmontiert und entwendet. Wieweit will man denn das Gedenken an einen einst prominenten Toten noch in den Schmutz treten?
Mit Strassenumbenennungen nach vielen Jahrzehnten macht man die üble Zeit von 33-45 nicht ungeschehen. Und es ist beschämend, dass dieser Feldmarschall Rommel gerade bei den ehemaligen Gegnern, in deren Reihen er eine „Blutspur hinterliess“ (im Krieg ist das bei Befehlshabern aller Armeen nichts Ungewöhnliches) bis auf den heutigen Tag mehr Respekt, Achtung und sogar ehrendes Angedenken erfährt als im eigenen Land und in einer schwäbischen Kreisstadt, zu der er persönlichen Bezug hatte.
Rommel hat zur Rettung tausender seiner untergebenen Soldaten entgegen den Befehlen Hitlers Fronten begradigt und Kampflinien zurückgenommen. Er hat mehrfach bei Hitler in Berlin persönlich interveniert, um diesem sein unsinniges Beharren auf unsinnigen Befehlen auszureden. Und er ist danach dem militärischen Widerstand gegen Hitler näher getreten. Rommel hat diesen seinen persönlichen Mut und Sinneswandel mit seinem Leben bezahlt, als ihn sein Oberbefehlshaber dafür zum Gebrauch der Zyankalikapsel zwang. Das alles erforderte wesentlich mehr Mut und ist schon eine ganz andere menschliche Dimension, als solch unsinnige Strassen-Umbenennungen. Eine ganz andere Dimension, als ein dreiviertel Jahrhundert später lautstark, aber völlig gefahrlos, zu lamentieren…Je länger diese üble Zeit des dritten Reiches vorbei ist und ihre Akteure tot sind, umso zahlreicher und mutiger werden dafür wohl die heutigen Widerstandskämpfer!
Im Übrigen haben damals unsere Aalener Vorfahren und Gemeinderatsvorgänger sich in weitaus engerer zeitlicher Nähe zu den üblen Geschehnissen in Hitlerdeutschland und trotz persönlichem Erleben derselben durchaus auch etwas dabei gedacht, als sie trotz alledem eine Strasse im Hüttfeld nach Erwin Rommel benannt haben. Auch das gilt es m. E. zu respektieren, anstatt sich von einem unguten links-rot-grünen Zeitgeist treiben zu lassen.
Thomas Rühl, Aalen